Wenn mir Gäste als Mitbringsel Bier überreichen, bin ich dankbar und skeptisch zugleich, insbesondere wenn es sich um regionale Produkte von Kleinbrauern handelt. Meist öffne ich das Pils oder Helle zuerst, da sich hier in aller Regel die Spreu vom Weizen trennt. Diesmal war mir die Überraschung aber buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Selten hatte ich eine solch perfekte Gärführung wahrgenommen, absolut „clean and fresh“. Mein Interesse war geweckt und am nächsten Tag musste ich unbedingt mehr über den Brauer in Erfahrung bringen.
Folgerichtig stand ein Kurzausflug zum Barnimer Brauhaus im beschaulichen Hohenfinow nahe Eberswalde an, knapp eine Stunde mit dem Zug vom Potsdamer Platz. Mit ihrem 5 Hektoliter Sudhaus auf gefühlten 42qm versorgt der kleine Brauereihof Berlin und Brandenburg mit regionalen Bierspezialitäten. Das sympathische Ehepaar Nora und Sören wirken angenehm bodenständig und insgesamt scheint hier ein gewisses Understatement Konzept zu sein: keine abgehobenen Labels, kein überflüssiges Schnick-Schnack. Hier gibt es nur eins: extrem gut gemachtes Craftbeer. Besonders die Lagerbiere profitieren von der offenkundig reinen Gärung: typische Fehlaromen sucht man vergebens und so bleibt ausgiebig Raum für intensive Hopfen- und Malzaromen. Das Ehepaar startete vor 15 Jahren als Hobbybrauer, seit über 3 Jahren bringen sie ihre Kreationen in die Flasche und unters Volk - aktuell 13 Sorten und ein Bierbrand.
Nur die Hälfte des Sortiments verkostet, mag ich stellvertretend eines besonders erwähnen: „Freizeit“ ist ein alkoholfreies Lagerbier, welches seines Gleichen sucht. Es ist vollmundig in Antrank und Körper und wunderbar fruchtig gestopft u.a. mit Citra. Eine angenehme Limonen-/Orangen-bittere hat mich auf dem gesamten Heimweg begleitet.
Mehr Informationen findet ihr unter: https://www.barnimer-brauhaus.de/