Am 7. April 2018 kamen im Festsaal des Frankfurter Palmengartens mehr als 300 Experten zusammen, um über 2250 Weine, Biere und Spirituosen aus 40 Ländern zu verkosten und zu prämieren. Zum ersten Mal wurde der Wettbewerb auch für Biere aus aller Welt ausgelobt, die sich in etwa 60 Kategorien aufteilten und insgesamt schätzungsweise 700 Produkte umfaßte. Eine Bierjury umfaßte jeweils 4 Personen und es wurden insgesamt 30 Biere in zwei Flights verkostet, wobei aufgrund der zeitlichen Enge eine längere Pause zwischen den Flights zumindest in unserer Jury nicht gegeben war.
Die Bewertung erfolgte nach einem festen 100 Punkte Plan, welcher untergliedert war in Optik, Duft (Intensität und Qualität der Aromen), Geschmack (Körper, Abgang), sowie der Gesamteindruck. Anstelle der typischen Medaillen 'Gold', 'Silber' und 'Bronze' wurden in diesem Kontext anhand der Gesamtbeurteilung und erreichten Punkte 'Großes Gold', 'Gold' und 'Silber' vergeben, was offensichtlich einem vermarktungstechnischen Interesse geschuldet scheint.
Unsere Juryaufgabe umfaßte 6 verschiedene Kategorien mit jeweils 2 bis 10 Kandidaten. Die Verkostung als solche wurde ein wenig dahingehend erschwert, dass die Zuweisung der Biere in die Kategorien (auch in nachgelagerter Rücksprache mit Sommelier-Kollegen aus anderen Jurys) nicht immer ganz stimmig erschien, bzw. es wäre an der einen oder anderen Stelle besser gewesen, hätte man ein wenig mehr Informationen über das zu urteilende Bier erhalten. Als Beispiel könnte man die Kategorien „Helles“ und „Pilsener“ nennen, in denen sich eine Reihe von Bieren befanden, welche eine sortenuntyische Trübung aufwiesen – hier hätte ein Zusatz „naturtrüb“ oder „ungefiltert“ sicherlich die Erwartungshaltung und Beurteilung positiv beeinflussen können. Die Qualität der gereichten Biere empfand ich persönlich als breit verteilt, hier hatte ich im Vorfeld mehr Homogenität erwartet. Es gab demzufolge viele durchschnittliche Biere mit wenigen Ausreißern nach oben und etwas mehr nach unten. Dies mag sich jedoch von Jury zu Jury basierend auf den gereichten Produkten durchaus unterschiedlich verhalten haben. Insgesamt kam ich persönlich am Ende dann auf 3 Kandidaten, welche über 90 Punkte erreichten, wobei einer sogar volle Punktzahl erhielt.
Nach der Blindverkostung und Abgabe der Bewertungsformulare wurde das Geheimnis der Biere gelüftet. Insgesamt muss ich sagen, dass ich mit meinen Bewertungen vollends zufrieden war: so hatte ich diejenigen Biere vorne, welche auch schon in anderen Wettbewerben Preise und Medaillen gewonnen haben oder welche ich auch schon in anderen Kontexten positiv bewertet und empfohlen hatte. Die große Überraschung blieb aus, wobei mir zahlreiche Biere völlig unbekannt waren und bei einem Bier ich eine deutlich schlechtere Bewertung abgegeben hatte, als dies in der Vergangenheit der Fall gewesen war – hier hatte ich aber deutliche Fehlaromen erkannt.
Insgesamt war das eine atmosphärisch schöne und entspannte Veranstaltung mit reichlich netten Leuten, sowohl bei den Experten, als auch Organisatoren. Die Durchführung war überaus professionell, leichte Abstriche bekommt das Buffet, obwohl schmackhaft wurde hier scheinbar zu wenig kalkuliert oder der Ablauf hat nicht ganz gestimmt. Ebenfalls aus meiner persönlichen Sicht zu optimieren wäre die Darreichung der Proben: es gab lediglich ein Verkostungs-Glas, welches nach jeder Probe mit dem guten Marken-Tafel-Wasser gespült werden durfte. Gerade bei den Belgiern blieben dann doch die einen oder anderen Aromen des Vorgängers hängen. Diese Problematik wurde ansatzweise durch das sehr flexible und freundliche Verhalten des Personals kompensiert, so dass wir nach etwa jeder sechsten Probe auf ein neues Glas zurückgreifen konnten.